FDn 50-1.4

Densitometrisches Eintesten von Filmen

Übersicht

• Vorwort

• Wozu überhaupt Filme eintesten?

• Notwendige Geräte

• Auswahl von Film und Entwickler

• Vorbereitungen und Testaufnahmen

• Filmentwicklung

• Visuelle Auswertung des Testfilms

• Der optimale Negativkontrast

• Densitometrische Auswertung (mit Download eines Auswerte­programms)

• Typische Dichtekurve

• Notlösung: Auswertung des Testfilms mit Hand­belich­tungs­messer

○ Anmerkung: Callier-Faktor

• Der zweite und dritte Testfilm

• Geht das mit einem Aufsichtsgraukeil nicht viel schneller?

• Unterschied Kleinbildfilm - Rollfilm

• Und was hat man jetzt davon?

Vorwort

Dies ist keine grundsätzliche Anleitung zur SW-Film-Entwicklung. Dazu gibt es zahlreiche andere Internet-Quellen oder Fachbücher. Die wichtigsten Links sind →hier in der SW-FAQ zu finden. Ich unterstelle daher, dass jeder, der diese Seite gesucht und gefunden hat, über die Grundlagen bereits Bescheid weiß, wie z.B. dass bei fast allen Entwicklern der Film­kontrast über die Entwicklungs­zeit gesteuert werden kann. Im deutsch­sprachigen Internet gibt es außer dieser hier natürlich auch noch andere Anleitungen zum Eintesten von SW-Filmen. Viele ausführliche Anleitungen erscheinen mir aber zu kompliziert oder schlecht zur Nach­ahmung geeignet, daher habe ich hier meine eigenen Erfahrungen zusammengefasst.

Das weiter unten im Abschnitt →Densito­metrische Auswertung angebotene Programm zur leichteren Auswertung der Test­auf­nahmen stelle ich jedermann zur Verfügung, und es ist mir egal, ob es privat oder gewerblich genutzt wird. Ich übernehme aber keine Gewähr für die Richtig­keit der Ergebnisse. Wenn jemand Fehler entdeckt, bin ich natürlich für Hinweise dankbar. Wie man auch weniger wissen­schaft­lich durch gezieltes(!) Aus­probieren ans Ziel kommen kann, steht in dieser →Kurz­an­lei­tung zum Eintesten.

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Wozu überhaupt Filme eintesten?

Es gibt Hobbyfotografen, die behaupten, sie seien nur an guten Bildern interessiert und wollten sich eigentlich nicht um die Technik kümmern. Das funktio­niert leidlich gut bei KI-gesteuerter digi­taler Handy-Knipserei, mit Film leider nicht immer! Analoge Foto­grafie kann zwar eine künstle­rische Tätigkeit sein, aber sie basiert auf der Techno­logie des Films. Für optimale und repro­duzier­bare Ergebnisse im SW-Labor ist es wichtig, diese Techno­logie so weit verstanden zu haben, dass man sie auch unter extremen Licht­situa­tionen hand­werklich sauber umsetzen kann. Da solche Extrem­situa­tionen eher selten sind, kommt man auch mit Voll­automatik und Entwick­lung nach Her­steller­angaben ziemlich weit, aber eben nicht überall hin. Darum geht es hier, und dazu ist es auch gar nicht erforder­lich, diese Vorgänge in ihren physika­lischen oder chemi­schen Details nach­voll­ziehen zu können.

Bei einem Farbnegativfilm kann auf Eintesten verzichtet werden, da es nur darum geht, die tatsächliche Film­empfindlich­keit heraus­zufinden. Man legt ihn in die Kamera ein und belichtet mit der angegebenen Film­empfindlich­keit. Die Ergebnisse sind auf Anhieb immer mindestens mittel­mäßig, nach einer eventuell notwendigen Reduzierung der Film­empfindlich­keit sogar optimal unter den gegebenen Umständen, die durch den Film definiert sind. Der Grund dafür sind weltweit standar­disierte Entwicklungs­verfahren. Abgesehen von Verfahrens­fehlern kann man bei Farbfilm mit der Film­entwicklung das Ergebnis kaum beein­flussen. Nicht so bei Schwarz­weiß­filmen! Dort muss man die reale Film­empfind­lich­keit und den durch die Ent­wick­lung bestimm­baren Kontrast auf­ein­ander abstimmen. Film­empfind­lich­keit und Ent­wick­lungs­zeit dürften danach nur zufällig den Daten­blatt­angaben entsprechen. Daher kann es vorkommen, dass ein Film exakt nach Hersteller­angaben belichtet und entwickelt wurde und man trotzdem keine brauch­bare Ver­größerung davon erstellen kann. Es gibt keinen Standard-Entwickler, kein Standard-Entwick­lungs­ver­fahren, keinen Standard-Ver­größerer, kein Standard-Foto­papier und auch kein objektiv optimales Standard-Entwick­lungs­ergebnis. Ilford ist ehrlich und warnt in seiner Entwick­lungs­zeit­tabelle: “These times are intended as a guide only!”

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Notwendige Geräte

Man braucht vor allem ein Densitometer, das ist im Grunde nichts anderes als ein genauer Belichtungs­messer. Mein altes Densito­meter gab es gebraucht günstig aus einer Röntgen­labor-Auflösung. Solche professionellen Trans­missions-Densito­meter nach ISO 5‑2 haben eine eingebaute, bezüglich Mess­geometrie und Farb­spektrum genau definierte Licht­quelle und einen darauf abgestimmten Sensor. Nur mit einem solchen genau kalibrierten Gerät kann man absolut vergleich­bare Dichte­werte direkt am Film messen. Weil Norm-Densito­meter mit diffusem Licht messen, sollten deren Dichte­werte direkt auf die Arbeit mit reinen Diffusor-Vergrößerern (und nur auf diese) übertragbar sein. Der Vorteil solcher Densito­meter ist sonst nur, dass man die Test­negative auch tags­über am Schreib­tisch ausmessen kann. Zum Eintesten von SW-Filmen für die spätere Vergrößerung im SW-Labor sind übliche →Labor­belichtungs­messer besser geeignet, die direkt in densito­metrischen Einheiten anzeigen (Dichte D). Die gibt's leider auch nicht als Schnäppchen, und wirklich gute gebrauchte Geräte sind selten. Für den hier beschriebenen Zweck taugen aber auch einfache Geräte, die nur eine Belichtungs­zeit­anzeige haben, wie z.B. der alte Hauck/Kaiser Trialux, der nicht einmal auf die vorgesehene Papiersorte kalibriert sein muss. Mit einem Labor­belichtungs­messer misst man auf dem Grund­brett des Vergrößerers genau das Licht, das das Foto­papier bei der Anferti­gung von Vergrößerungen sieht. Unver­meid­bare und typische Streu­licht­anteile, für die der Vergrößerer und das Objektiv verant­wortlich sind, sind ebenso wie bei späteren Ver­größe­rungen in den gemes­senen Dichte­werten enthalten. Alles, was man sonst braucht, ist ein Taschen­rechner oder ein PC mit Tabellen­kalkulation (Excel, LibreOffice), sowie Standard­zubehör zur Film­entwicklung.

Der einzige Nachteil der nachfolgend beschriebenen Mess­methode mit dem Labor­belichtungs­messer ist, dass die damit ausgewerteten Ergebnisse nur im Zusammen­hang mit der individuell verwendeten Prozess­kette gelten, vom Belichtungs­messer der Kamera bis zum Vergrößerungs­gerät. Die Ergebnisse sind daher nicht direkt mit Dichte­kurven aus Daten­blättern vergleichbar, die idealer­weise durch Belichtungs­reihen in Profi-Sensito­metern und Messung mit Profi-Densito­metern ohne Streu­licht­verfälschungen etc. aufgezeichnet werden. Manchmal hat man aber auch den Eindruck, dass die veröffent­lichten Kurven von den Marketing­abteilungen optimiert wurden. Der riesige Vorteil meiner Methode ist, dass alle konstanten Stör­ein­flüsse aus der eigenen Prozess­kette in der Messung enthalten sind und nicht weiter berück­sichtigt werden müssen.

Wer noch keines der genannten Geräte hat und auch kein Geld investieren will, muss sich notgedrungen durch allmähliche Variation von Belichtung und Entwicklung von Film zu Film heran­tasten, bis das Ergebnis passt und von einem normalen Motiv ein optimaler Abzug auf Grad.2 gelingt. Wie man auch damit systematisch eintesten kann, habe ich hier in der →SW-FAQ beschrieben. Wenn man das mit einer Film-Entwickler-Kombination einmal geschafft hat, sollte man zunächst bei diesem Material bleiben und fotografieren statt testen. Das ist die Standard-Heran­gehens­weise von vielen erfolg­reichen Foto­grafen.

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Auswahl von Film und Entwickler

SW-Fotografie ist ein Nischenmarkt, trotzdem ist die Vielfalt verschiedener Materialien erstaunlich und für einen Anfänger verwirrend. Man muss sich also zunächst für max. zwei Filme (100er als Standard und 400er für die dunkle Jahreszeit) und vor allem für 1 (einen!) Entwickler entscheiden. In meiner SW-FAQ habe ich einige Auswahl­kriterien für →Filme und →Entwickler zusammen­gestellt. Die Entscheidung für genau eine bewährte Kombination ist der wichtigste Tipp, den man einem Anfänger geben kann. Ein ständiges Hin- und Herprobieren auf der Suche nach der Ideal­lösung führt nur dazu, dass man irgendwann abgelaufene Rest­bestände von zahl­reichen Film- und Entwickler­sorten herumstehen hat und damit nur Frust ansammelt. (Ich weiß leider, wovon ich schreibe!)

Die ideale Kombination ist die, die man am besten kennt und mit der man bereits seine Erfahrungen gesammelt hat. Wenn man einmal so weit ist, dass man genau weiß, was man will, kann man immer noch etwas anderes ausprobieren. Ob die Fotos damit besser werden, ist nicht sicher.

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Vorbereitungen und Testaufnahmen

Die nachfolgenden Beschreibungen gelten für Kleinbildfilm, sind aber auch mit 120er Roll­film durch­führbar. Material­verbrauch und Kosten für diesen Test werden damit natürlich höher, weil man keine teil­weise belichteten Rollfilme abschneiden und entwickeln kann. Auch werden die Verschluss­zeiten bei KB-Kameras genauer eingehalten als bei größeren Formaten. Dazu kommt noch, dass durch die Technik des Zentral­verschlusses die wirk­same Belich­tungs­zeit von der einge­stellten Blende abhängt.

Nach meiner Erfahrung bringen Klein­bild- und Roll­film nicht immer identische Ergebnisse. Ob →Roll­film längere Entwick­lungs­zeiten erfordert (kürzere hatte ich noch nie), kann bereits mit zwei Testaufnahmen mit -2 und +2 EV über­prüft werden. Auch damit kann man bereits den gamma-Wert ermitteln und erhält einen Anhalts­wert für die reale Film­empfind­lic­hkeit. Die Form der Dichte­kurve sollte bei Ent­wick­lung auf den gleichen Kontrast identisch sein.

Alle Testaufnahmen erfolgen bei konstant diffusem Tages­licht. An einem heiter bis wolkigen Tag mit ständig wechselnder Beleuchtung hat man keine Chance. Dann muss das Vorhaben eben verschoben werden. Wenn der Himmel nicht wolkenlos und strahlend blau ist, sollte man nach 2-3 Aufnahmen der Belich­tungs­reihe noch einmal mit dem Belich­tungs­messer kontrol­lieren, ob das Licht tatsächlich konstant geblieben ist. Innerhalb einer halben Minute kann sich da schon etwas ändern, selbst wenn man es mit freiem Auge nicht wahrnimmt. Tages­licht muss es deswegen sein, weil ein SW-Film bei Kunst­licht eine abweichende Empfindlich­keit hat (typisch 1-2 DIN weniger). Von der Verwendung jeglicher Belich­tungs­auto­matik rate ich ab, da diese eine Quelle für nicht vorher­sehbare Abwei­chungen darstellt. Normgemäß sind bei Automatik ±⅔ EV Abweichung zulässig. (In der selben Norm steht übrigens auch, dass Diafilm auf ⅓ EV genau belichtet werden muss.) Um eine Belich­tungs­automatik optimal nutzen zu können, sollte man in einem weiteren Kurztest prüfen, ob diese zum gleichen Ergebnis kommt wie die Test­auf­nahmen mit manueller Belich­tungs­ein­stellung.

Eine KB-Kamera, die manuelle Belich­tungs­ein­stellung erlaubt, wird mit einem 36-er Film geladen und die Nenn-Empfind­lich­keit wird am Belich­tungs­messer eingestellt. Stehen mehrere Kameras zur Auswahl, kommt die dran, deren Zeit- und Blenden­steuerung am zuver­lässigsten erscheint. Ansonsten empfehle ich, zum Eintesten alle Zeiten von 1/500 s und kürzer zu vermeiden. Bei Zentral­verschlüssen ist auch 1/250 s nicht mehr vertrauens­würdig! Normaler­weise werden die Blenden­werte genauer einge­halten als die Belich­tungs­zeiten. Das Objektiv ist idealer­weise eine Normal­brenn­weite oder ein leichtes Tele, das auf unendlich stehen muss (Autofocus aus!). Die manuell einzu­stellenden Blenden­werte gelten nur bei unendlich, kürzere Auf­nahme­ent­fernungen erfordern eine Belich­tungs­korrektur. Zooms scheiden aus, weil die vielen Linsen­elemente deutlich Licht schlucken und eine manuell eingestellte Blende 4 eher einer Lichtstärke 4,5 entspricht. Um auf jeden Fall Verfäl­schungen durch den Schwarz­schild­effekt des Films zu vermeiden, sollten keine Belich­tungs­zeiten länger als 1/2 Sekunde verwendet werden.

Da nicht alle Belichtungs­messer überein­stimmende Messergebnisse liefern, sollten Sie für diese Tests immer den selben Referenz­belichtungs­messer verwenden. Das kann natürlich auch der in der Kamera integrierte sein. Kameras, bei denen eine digitale Belichtungs­anzeige gleich Sprünge von 1/2 Blendenstufe macht, sind dafür aber ganz schlecht geeignet. Besser sind analoge Zeiger­instrumente oder noch besser Hand­belichtungs­messer mit 0,1 EV Anzeige­genauig­keit. Hierzu ist möglicher­weise auch mein →Belich­tungs­messer-Ver­gleichs­test von Interesse.

Jetzt wird formatfüllend auf eine einheitlich helle und farblich neutrale Fläche die Belichtung gemessen. Das muss keine teure Grau­karte sein, ich nehme z.B. immer ein Blatt Drucker­papier. Am besten ist Recycle-Papier, weil das keine bei UV-Licht wirksamen Aufheller enthält. Mit dieser Belich­tungs­ein­stellung erhalten wir ein Negativ mit mittlerem Grauwert. Ausgehend davon wird jetzt eine manuell eingestellte Belichtungs­reihe mit neun format­füllenden Aufnahmen gemacht, auf denen nichts außer diesem Blatt Papier drauf ist. Damit der Belichtungs­messer ganze (oder halbe) EV-Werte anzeigt und ich am Objektiv genau ganze (oder halbe) Blenden­stufen einstellen kann, muss ich eventuell die Beleuchtung geringfügig ändern, z.B. Jalousie ein bisschen rauf oder runter. Wir beginnen mit einer Unter­belichtung um 4 EV (Blenden- oder Zeit­stufen), die letzte Aufnahme ist dann 4 Stufen über­belichtet:

−4  −3  −2  −1  ±0  +1  +2  +3  +4

Im →Zonensystem von Ansel Adams sind das die Zonen I bis IX, die Zone V (±0) entspricht dabei der Belichtungs­messer­anzeige. Der Kontrast­umfang dieser neun Test­auf­nahmen beträgt 8 Blenden­stufen oder 1:256, was für die alltäg­liche Knipserei schon extrem viel ist. Ein manueller Belichtungs­abgleich eines integrierten Belichtungs­messers muss übrigens nicht unbedingt zur gleichen Belichtung führen wie eine Belichtungs­automatik. Man kann das gleich zusätz­lich über­prüfen, wenn man als Aufnahme Nr. "0" auf dem Bild­zähl­werk mit einer unkorri­gierten Automatik­belichtung beginnt. Der Film wird nach den Aufnahmen zurück­gespult, dabei die Zunge möglichst noch aus der Patrone heraus­stehen lassen. Vom Filmanfang werden inklusive Zunge 76 mm abge­schnitten und die Ecken wie gewohnt leicht abgeschrägt.

Weiter geht's in der Dunkelkammer, in der vorher an einem Tisch oder Regalbrett im Abstand 456 mm von der Kante z.B. mit Klebe­band eine im Dunklen tastbare Markierung angebracht wird. Das entspricht der Länge des belichteten Films einschließlich Sicher­heits­abstand. Diese Film­länge wird mit einer Schere abge­schnitten und wie gewohnt in die Entwicklungs­trommel eingespult.

Der in der Patrone verbliebene Rest des Films reicht exakt für zwei weitere gleich­artige Probe­filme. Mit der Schere wird zum erneuten Einlegen wieder die übliche Form der Zunge angeschnitten.

Testaufnahmen auf Planfilm

Mit Planfilm in einer Groß­format­kamera gibt es eine verblüffend einfache Methode. Man kann den Film mit Hilfe des Schiebers teilw­eise abdecken oder frei­geben und streifen­weise belichten. Damit verbraucht man für eine komplette Testreihe nur einen einzigen Film. Am Beispiel des verbreiteten 4×5-Zoll Formats geht es wie folgt:

Mit dem Belichtungs­messer wird zunächst die Blende ermittelt, bei der sich eine Belichtungs­zeit von 1/15 s ergibt (= Zone V). Das Objektiv sollte dabei mindestens um 2 Stufen abge­blendet sein, sonst werden die Mes­sungen durch unver­meid­bare Vignet­tierungen verfälscht (Hellig­keits­abfall zum Rand hin, vor allem bei Weit­winkel­objek­tiven). Notfalls muss man einen sonnigen Tag abwarten, an dem die Beleuch­tung der ein­heit­lich weißen oder grauen Fläche passend ist. Weiterhin gehe ich davon aus, dass für GF-Foto­grafen die Zonen 0 und I nicht relevant sind, weil viele von ihnen die Schatten eher auf Zone III legen. Es genügt daher, die Belich­tungs­reihe mit Zone II zu beginnen. Die Negativ­breite 5 Zoll oder 127 mm erlaubt 8 Aufnahmen. Die Aufnahme #1 laut folgender Tabelle erfolgt ohne Schieber. Nach jeder Belichtung wird der Schieber um 1/8 der Breite oder ca. 15 mm weiter hinein­geschoben. Oder man beginnt die Belichtungs­reihe in der Tabelle unten (Schieber-Position: 15 mm geöffnet) und zieht den Schieber für jede Aufnahme um weitere 15 mm heraus. Es empfiehlt sich, diese Positionen vorher mit wisch­festem Folien­stift auf dem Schieber zu markieren.

Nr. Schieber-Öffnung Bel.-zeit Gesamt­zeit Zone
# 1 100 % 1/125 1/125 II
# 2 87,5 % 1/125 1/60 III
# 3 75 % 1/60 1/30 IV
# 4 62,5 % 1/30 1/15 V
# 5 50 % 1/15 1/8 VI
# 6 37,5 % 1/8 1/4 VII
# 7 25 % 1/4 1/2 VIII
# 8 12,5 % 1/2 1s IX

Selbstverständlich kann diese Tabelle je nach Film­format, Film­empfind­lich­keit und ge­wünsch­ten Zonen angepasst werden.

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Filmentwicklung

Der Film wird jetzt wie gewohnt entwickelt. Dabei auf Ein­haltung aller(!) wich­tigen Para­meter achten. Dazu gehören vor allem die Ein­haltung einer Standard-Ent­wickler­temperatur und der immer gleiche Kipp­rhythmus, z.B.:

Die Entwicklungszeit läuft bei mir immer ab dem voll­ständigen Ein­füllen des Ent­wicklers. Nach Ablauf der Zeit wird der Ent­wickler ausge­kippt. Die konstant 15 s Ausgieß- und Abtropf­zeit zählen bei mir nicht mehr zur ange­strebten Entwick­lungs­zeit. Ilford empfiehlt, bereits 10 Sekunden vor Zeit­ablauf auszu­kippen und abtropfen zu lassen. Egal wie, man muss das auf jeden Fall immer gleich machen - und immer dasselbe →Thermo­meter verwenden, auch wenn es viel­leicht falsch anzeigt. Abschließend wird die Ent­wicklung →gestoppt und der Film →fixiert.

Das Wichtigste bei der Entwicklung ist, diesen Prozess exakt wieder­holen zu können. Dazu hat sich bei mir Folgendes bewährt:

Für abweichende Temperaturen gibt es Korrektur-Tabellen oder -Formeln, ausgehend von der Entwicklungs­zeit Z20 bei 20°C:

korrigierte Zeit Z bei Temperatur T

Im Bereich 16-26°C sind alle diese Formeln, die eine wissen­schaftliche Präzision nur vermuten lassen, gleich­wertig. In Wirklichkeit bräuchten wir für jede Film-Entwickler-Kombination eine andere Formel. Wir wollen hier sicher nicht auf Sekunden­bruch­teile genau rechnen. Bei kleineren Temperatur­abweichungen gilt schlicht und einfach folgende Näherung: ±1°C müssen durch ∓10% Entwicklungs­zeit kompensiert werden. Auch ich verwende zum Eintesten bei abweichenden Temperaturen eine nach obigen Formeln korrigierte Zeit. Aber ich achte vorher darauf, dass ich meine Nenn­temperatur 20°C möglichst genau einstelle. Wenn eine Abweichung von nur wenigen Zehntel Grad mit einer solchen Korrektur­formel ausge­glichen wird, ist diese Stör­größe vernach­lässigbar.

Weil es sich nur um einen Testfilm handelt, der nach dem Messen der Dichte­werte sowieso im Müll landet, trockne ich solche Filme ruck-zuck mit dem Haarfön.

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Visuelle Auswertung des Testfilms

Was man mit bloßem Auge auf keinen Fall abschätzen kann, sind die Negativ­dichten und der daraus zu ermittelnde →gamma-Wert des Test­films. Der visuelle Eindruck wird durch den Grund­schleier stark verfälscht. Filme mit höherem Grund­schleier erscheinen tendenziell zu dicht (über­be­lichtet und/oder über­ent­wickelt), Filme mit klarem Träger erscheinen immer zu dünn.
Was man aber deutlich sieht: Der ent­wickelte Test­film sollte neun Aufnahmen zeigen. Sie sehen nur acht Aufnahmen? Das ist gut möglich, dann war die erste Aufnahme (−4 EV) zu knapp belichtet, um eine sicht­bare Schwärzung zu erzeugen. Oft ist die angegebene Nenn­empfindlich­keit etwas über­trieben, oder Ihr Entwickler nutzt die Empfindlich­keit schlecht aus (wie viele auf Fein­korn oder Schärfe optimierten Entwickler), oder es trifft beides zusammen zu. Bei richtiger Belichtung müsste sich diese erste Aufnahme deutlich sichtbar vom klaren Film­anfang oder dem Perforations­rand abheben.

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Der optimale Negativkontrast

Ein ideales Negativ sollte einen Kontrast aufweisen, der optimale Abzüge mit der mittleren Papier­gradation 2 ermöglicht. Ein Maß für den Kontrast ist die Steilheit der Dichtekurve im mittleren, meist gerade verlaufenden Kurventeil, mathematisch ausgedrückt durch den →gamma-Wert. Welcher gamma-Wert anzu­streben ist, hängt vom verwendeten Foto­papier ab. Leider zeigen ver­schiedene Papier­sorten bei identischer Filterung nicht den gleichen Kontrast­umfang. Die Daten­blätter liefern hierzu nur grobe Anhalts­werte. Dazu kommt leider noch, dass die Gradations­angaben von jedem Farbkopf-, Filter- oder Papier­hersteller nach eigener Willkür definiert werden. Es gibt dafür keine Norm, die das für alle einheitlich festlegt. Für den Anfang sollten die Angaben für den ISO-R-Wert aus dem Daten­blatt des Foto­papiers genügen, aber für einen optimalen Prozess kommt man nicht darum herum, irgend­wann auch sein →Foto­papier einzu­testen!

Für das von mir über­wiegend verwendete Ilford Multi­grade RC (in der aktuellen 5. Generation) benötigt man lt. Datenblatt ein gamma von 0,54, gemessen nicht mit einem Trans­missions-Densito­meter, sondern mit einem Labor­belichtungs­messer auf dem Grund­brett des Vergrößerers. Da diese Messung die Bauart­eigen­heiten des →Ver­größerers und alle indivi­duellen Streulicht­einflüsse inkl. des →Callier­faktors berück­sichtigt, sollte dieser Wert allgemein für jede Dunkel­kammer­aus­stattung gelten. Solche Negative kann man dann bei einem durch­schnitt­lichen Motiv­kontrast von 5½ Blenden­stufen wunderbar auf eine mittlere Gradation 2 vergrößern und in beide Richtungen gibt es ausreichend Reserven durch Wahl einer anderen Papier­gradation zwischen 0 und 4. Die dann noch möglichen Extrem-Gradationen 00 und 5 sind nur ein Notbehelf für vermurkste Negative.

Diesen theoretischen Zielwert γ=0,54 ermittle ich wie folgt:

Wir gehen von einem „normalen“ Motiv mit 5½ Blenden­stufen Kontrast­umfang aus (mein persön­licher Erfah­rungs­wert aus Urlaubs- und All­tags­foto­grafie). Wenn ein sonniges Motiv helle Ober­flächen im Licht und dunkle Flächen im Schatten aufweist, kann dieser Umfang locker 7 Blenden­stufen oder auch mehr betragen, wie z.B. bei Strand- oder Schnee­szenen. Wir müssen solche Sonder­fälle schon bei der →Belich­tungs­messung getrennt betrachten. Was ein durch­schnittlicher Motiv­kontrast ist, hängt von persön­lichen Vorlieben ab. Zwischen Theater­bühnen und Nebel­land­schaften liegen Welten.

Die von mir angenommenen 5½ Blenden­stufen entsprechen rechnerisch einem Kontrast von 25,5 = 1:45 oder logarith­misch 5,5×log(2) = 1,66. Ilford Multi­grade V RC-Papier kann bei mittlerer Gradation 2 einen Dichte­umfang von 0,90 wieder­geben (ISO-R = 90 lt. Daten­blatt, gültig für Ilford-Einlege­filter). Der Ziel-Gamma­wert beträgt also 0,90÷1,66 = 0,54, gemessen auf dem Grund­brett des Vergrößerers. Nur was dort ankommt, ist für die Papier­belichtung maßgebend. Mit einem Trans­missions­densito­meter misst man normalerweise geringere Dichten und γ-Werte, weil dessen Beleuch­tungs­geometrie ideal diffus sein sollte und sicher nicht das Streu­licht­ver­halten wie der verwen­dete Vergrößerer aufweist.

Für andere Papier­sorten, muss man den Ziel­wert anpassen. Das alte Multi­grade IV erforderte (wieder nach Messung auf dem Grund­brett) einen Ziel­wert von gamma = 0,66, Mit einem Dichte­umfang lt. Datenblatt für Gradation 2 bräuchte z.B. Kentmere VC Select ein ideales Film-gamma von 0,57, Fomaspeed-Variant 0,54 und (nach eigenen Messungen) Fotoimpex EasyPrint 0,66.
Da Vergröße­rungen heute über­wiegend mit Diffusor-Vergröße­rern und Vario­kontrast­papier gemacht werden, hat Ilford beim Wechsel von Multigrade IV auf V auch die Kontrast­wieder­gabe des Foto­papiers geändert. Die alte Erfahrung γ=0,7 oder noch größer für Diffusor-Vergrößerer muss daher auf γ=0,54 geändert werden. Ein γ=0,7 (gemessen mit einem Norm-Densito­meter) für die Bestimmung der ISO-Film­empfind­lich­keit ist gemessen an heutigen Foto­papieren bereits als viel zu harte →Push-Ent­wick­lung einzu­stufen.

Meine Beispiel­rechnungen gehen von der Verwendung der original Ilford-Einlege­filter aus. Bei Misch­box- oder Diffusor-Vergrößerern kann die nach einer Skala am Dreh­knopf einge­stellte Gradation einen anderen Dichte­umfang ergeben. Eine Über­ein­stimmung mit den ISO‑R-Werten aus dem Daten­blatt wäre reiner Zufall. Jeder Her­steller inter­pretiert die Gradations­stufen leider ein bisschen anders, und das auch noch unter­schiedlich von einer Papier­sorte zur nächsten. Dazu kommen dann noch nicht ganz vernach­lässig­bare Streuungen bei der Emulsions­herstellung.

Diese bisherigen Überlegungen waren reine Theorie, die gut funktioniert, wenn die foto­grafierten Motive ausreichend Kontrast haben. Mit Fotos an grauen Winter­tagen kann man sich damit aber Probleme einhandeln. Meine Erfahrung ist, dass man mit harter Gradation problemlos die Lichter (Reflexions­dichte D=0,04) und Schatten (0,9×Dmax) aufs Papier bekommt. In solchen Fällen sind die Mittel­töne aber nur matschiges Grau. Vor allem der KB-Film schafft es nicht, bei geringem Kontrast feine Details zu differen­zieren. Was auf dem Negativ nicht drauf ist, kann man unab­hängig vom Verfahren nicht aufs Papier bringen. Mittel- und Groß­format sind da deutlich weniger sensibel. Weil bei mir Klein­bild­film mengen­mäßig über­wiegt, hat es sich daher bewährt, mit tenden­ziell härteren Negativen zu arbeiten und dafür etwas weicher mit mehr Y-Filterung zu vergrößern. Die Gradations­spreizung bis 00 bietet hier reichlich Reserven. Mein persön­licher gamma-Zielwert für IMG V liegt daher bei etwa 0,60 (wieder gemessen auf dem Grund­brett des Vergrößerers).

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Densitometrische Auswertung des Testfilms

Idealerweise erfolgt die Vermessung des Testfilms mit einem Labor­belichtungs­messer auf dem Grund­brett des Vergrößerungs­geräts (Test­negative in der Bild­bühne). In diesem Fall enthält die Messung bei ausgeschaltetem(!) Duka-Licht bereits alle Streu­licht­einflüsse aus der Beleuchtungs­einrichtung (Kondensor und/oder Diffusor, Reflexe an Wänden usw.). Damit der Callier-Effekt (pdf) realistisch in die Messung eingeht, sollte die Messung bei der Blenden­einstellung vorgenommen werden, mit der auch das Papier belichtet wird. Ein typischer Labor­belichtungs­messer kann Dichte­unter­schiede ΔD=0,01 anzeigen, ein guter Hand­belichtungs­messer 0,1EV=0,03ΔD, die Belichtungs­messer­anzeige von Kameras dagegen oft nur 0,5EV=0,15ΔD! Die Messung mit der Belichtungs­messer­anzeige auf dem LCD-Display einer solchen Spiegel­reflex (ohne Kamera­objektiv, Bayonett nach oben auf dem Grund­brett) ist also recht grob. Vor allem kann man den interes­santen Bereich am Fuß der Dichte­kurve damit nicht ausreichend genau erfassen.

Wenn der Laborbelichtungs­messer die Dichte D über dem Grund­schleier anzeigen kann, hat man es besonders einfach, siehe Gebrauchs­anweisung dieses Geräts. Um Mess­fehler durch Vignet­tierung des Aufnahme- und/oder Vergrößerungs­objektivs auszuschalten, muss lediglich darauf geachtet werden, dass die Mess­zelle immer in der Bild­mitte liegt.

Wenn der Laborbelichtungs­messer nur Zeit in Sekunden anzeigt, muss man etwas rechnen (z.B. beim Hauck/Kaiser Trialux). Als erstes notieren wir die Zeit Za in Sekunden, die der Belichtungs­messer für den unbelichteten Film­anfang anzeigt. Die nächsten Messungen machen wir dann für die neun Testauf­nahmen und notieren jeweils die Zeit Z in Sekunden. Jetzt wird gerechnet. Die Dichte D über dem Grund­schleier (engl.: base+fog) ergibt sich wie folgt:
D = log(Z) − log(Za)

Die so ermittelten Dichtewerte kann man als Blei­stift­kreuzchen in diesen →hier herunter­ladbaren Diagramm-Vordruck (PDF) eintragen: die Belichtungs­stufen −4 bis +4 auf der x-Achse, die D-Werte auf der y-Achse. Die Steigung der sich ergebenden Dichte­kurve im mittleren, meist geraden Bereich wird durch den Gamma­wert ausge­drückt, den man auch einfach mit einem Taschen­rechner ermitteln kann. Ich empfehle dazu die Dichten der Belichtungs­stufen -2 und +2 und rechne wie folgt:

gamma = [D+2 − D-2] / 1,2
bzw. gamma = Dichte­unter­schied geteilt durch 1,2
Der Teiler 1,2 ergibt sich aus 4 Blendenstufen à 0,3 und 0,3≈log(2).

Schöner geht es natürlich direkt mit dem PC. Ein Arbeitsblatt habe ich nach­folgend direkt zum Herunter­laden vorbereitet. (Die Dichte­werte der ent­hal­tenen Beispiel­kurve entsprechen einem modernen SW-Film, entwickelt auf einen hohen Kontrast γ=0,7 nach Vorgaben der →DIN ISO 6 „Film­empfind­lich­keit“.)
Aktuelle Programm­version 2.4, wahlweise auch in engl. Sprache

  Filmtest.xlsx für MS-Excel   Filmtest.ods für LibreOffice

Ihre Diagramme sehen dann vielleicht so aus wie in folgendem Bild, in dem bis zu 6 Test­reihen in unter­schiedlichen Farben dargestellt werden können. Der gamma-Wert der Tabelle wird aus den Dichten im Bereich der Belichtungs­stufen von -2 bis +2 gebildet. Die farbigen Punkte in meinem Diagramm zeigen den lokalen gamma-Wert an den jeweiligen Kurven­positionen; ich habe das „Partial­kontrast“ genannt.
Hinweis: Bitte betrachten Sie die hier gezeigten Kurvenverläufe nur als Beispiele. Mit anderen Entwicklern, Verdünnungen oder Ziel-gamma-Werten können sich abweichende Kurven­formen ergeben. Gemessen wurden mit dem RHD-Analyser auf dem Grund­brett des Vergrößerers genau die Dichten, die das Papier „sieht”. Für Vergrößerung auf Multi­grade IV galt ein Zielwert gamma = 0,65, unab­hängig von der Bauart des Vergrößerers. Für das aktuelle MG V sollte man mit etwa 20% kürzeren Ent­wick­lungs­zeiten einen gamma-Wert von ca. 0,55 anstreben. Die nutz­bare Empfind­lich­keit ist dadurch etwa 2 DIN geringer.
 

Hier sollten die Filmtest.xls-Kurven gezeigt werden

Interpretation von typischen Dichtekurven

Die Norm-Film­empfindlich­keit liegt dann vor, wenn der Film bei 4 Stufen Unter­be­lichtung und nach einer Ent­wick­lung auf einen recht hohen Kon­trast gamma=0,7 eine Dichte von 0,1 über dem Grund­schleier hat. Im alten →Zonen­system nach Ansel Adams entspricht die Dichte 0,1 der Zone I. Ich empfehle wegen starker Streu­ungen im Fuß­bereich der Kurve nicht die →Aus­wertung nach Norm, sondern für mich ist der Beginn der geraden Dichte­kurve maß­gebend. Das ist bei den meisten modernen SW-Filmen der Fall bei einer Dichte von 0,2 bzw. 3 EV-Stufen Unter­belichtung. Der mögliche Belichtungs­umfang des Films ent­spricht dem weit­gehend geraden Teil der Dichte­kurve. Viele moderne Filme (blaue Kurve im obigen Diagramm) tendieren zu einer langen geraden Dichte­kurve, die sehr tolerant gegen Über­belichtung ist. Das gilt eigentlich für alle Filme außer CHS100 II und den 3200ern (entwickelt in Xtol 1+1), eingeschränkt auch für den HP5+. Wie weit die Dichte­kurve nach oben gerad­linig verläuft, ist eine wesentliche Film­eigen­schaft und kann zusätzlich durch die Wahl des Ent­wicklers beein­flusst werden.

Einen etwas anderen, gekrümmten Verlauf zeigen Filme, die für eine Push-Ent­wicklung gut geeignet sind, wie z.B. der Ilford HP5+ (rote Kurve). Je länger man entwickelt, um so deut­licher zeigt dieser Film in Xtol eine aus­glei­chende Tendenz. Bei gezielter Unter­belichtung und →Push-Ent­wicklung steigt dadurch der Gesamt­kontrast nicht zu stark an, was ausge­fressene Lichter verhindert. Bei Ent­wicklung auf einen geringeren Kontrast nähert sich die Kurve von HP5+ in Xtol einer langen Geraden an.

Die grüne Kurve zeigt den Adox CHS 100 II, der als Nachfolger der alten Adox/Efke-Filme absichtlich den Vintage-Stil der 1960er Jahre wieder­geben soll. Typisch dafür ist eine S-förmige Kenn­linie mit nur kurzem linearen Abschnitt, der in Xtol leider etwas arg kurz ist. Auch bei optimaler Belichtung kann dieser Film nur Motiv­kontraste bis max. 5 Blenden­stufen tonwert­richtig wieder­geben. Der lineare Bereich muss dazu um die Zone V herum ausge­mittelt werden. Eine Empfindlich­keits­ermittlung stur nach ISO oder auch bei ΔD=0,2 über Schleier würde hier völlig daneben liegen. Solche Dichte­kurven können ideal sein, um Wolken und Spitz­lichter auch ohne Nach­belichtung leichter aufs Papier zu bringen. Man muss dieses Verhalten kennen und gezielt belichten. Damit ist das zumindest in Kombi­nation mit Xtol kein problem­loser Universal­film. Ein aufsteilender Entwickler wie Rodinal oder HC-110 würde bei diesem Film die Dichtekurve etwas gerade ziehen und den linearen Teil verlängern. Damit ist das der erste Film, bei dem ich von Xtol abrate. Zu einem Vintage-Film passt also auch ein Vintage-Entwickler. Die praktische Empfind­lich­keit dürfte damit eher bei 50 ISO liegen.

Wenn die ermittelten Messwerte keine typische Gradationskurve, sondern eher eine Zickzack­linie ergeben, dann hat sich wahr­scheinlich die Beleuchtung während der Test­aufnahmen geändert (etwa durch Wolken am Himmel) oder die Zeit- oder Blenden­steuerung der verwendeten Kamera ist vermurkst.

Wichtiger als die Film­empfindlich­keit ist zunächst die Kontrast­auswertung. Wenn der Gammawert kleiner als mein persönlicher Zielwert ist, muß ich länger entwickeln. Liegt er darüber, muss durch Verkürzung der Entwick­lungs­zeit der Kontrast verringert werden. Mein Excel-Programm gibt eine Empfehlung für eine geänderte Zeit. Diese kann leider nur ein grober Richt­wert sein, da jede Film-Entwickler-Kombination anders reagiert.

Der zweite Blick erst gilt der Film­empfindlich­keit:
Bei einer idealen Belichtung für diesen Test sollte die erste Aufnahme (das war die um 4 Blenden­stufen unter­belichtete) bei D=0,1 liegen. Das ist der Norm-Empfindlich­keits­punkt der getesteten Film-Entwickler-Kombination (wissen­schaftliche Details für SW-Filme siehe ISO 6, für Farb­negativ­filme ISO 5800, für Farb­dia­filme ISO 2240, für Digital­kameras ISO 12232). Diese Stelle wird dann später auf dem Positiv tiefschwarz. Bei Betrachtung unter hellem Tages­licht (und nur dann) könnte man gerade sich abzeich­nende Konturen erkennen. Die zweite Aufnahme sollte dann bei etwa D=0,2 liegen. Dort beginnt bei den meisten Filmen der annähernd gerade Anstieg der Dichte­kurve und damit der voll nutz­bare Bereich des Films mit schön abgestuften Grau­werten bereits in den Schatten­zonen. Ich orientiere mich mit der Fest­legung der Film­empfindlich­keit an diesem Punkt und verstoße damit bewusst gegen die →ISO-Norm. Weil der Punkt bei D=0,1 im Bereich der flachen Fußkurve mit „abgesoffenen“ Schatten liegt, ist dieser für die praktische Foto­grafie nicht von Bedeutung. Meine Auswertung hat außerdem den Vorteil, unabhängig vom stark streuenden Verlauf der Dichte­kurve im Fuß­bereich zu sein.

Durch horizontales (Links-Rechts-) Verschieben der Kurve hat man ein Maß dafür, wie viele Belichtungs­stufen mehr oder weniger man gebraucht hätte, um solche schön durch­gezeichneten Schatten zu erhalten. Dieses Verschieben ist mit der Programm-Auswertung besonders komfortabel, indem ich dort einfach die Korrektur in DIN-Stufen eintrage (1 DIN = 1 Teilstrich auf der ISO-Skala).

Ein Standardmotiv mit Kontrast­umfang von ca. 1:45 (5½ Blenden­stufen) wird so auf jeden Fall gut durch­gezeichnet wieder­gegeben und hat sogar noch etwas Spiel­raum in Richtung Unter­belichtung. Bei Motiven mit mehr als 6 Blenden­stufen Kontrast empfiehlt sich eine Spot-Belichtungs­messung auf einen Schatten mit gerade erkennbaren, zarten Konturen, dann die Blende um 3 Stufen schließen. Diese Schatten erhalten damit wieder mindestens die Dichte 0,2 und alles wird gut - nicht immer, aber oft. Zumindest kann man mit weicher Gradation die Kontraste auf’s Papier bringen. Ob die Bild­wirkung dann die gewünschte ist, ist eine andere Frage. Groß­format­foto­grafen ziehen nach einer Messung auf einen bild­wichtigen Schatten ein Abblenden um nur 2 Stufen vor und passen für schön durch­gezeichnete Lichter dann die Film­ent­wicklung an. Bei Kleinbild- und Rollfilm mit unter­schied­lichsten Motiven auf demselben Film ist das eher eine Ausnahme­methode. Notfalls muss man die Kontraste mit Abwedeln und/oder Nach­belichten bändigen. Wenn man die Möglich­keit hat, ist es meist besser, bei hohen Kontrasten mit Aufhell­blitz zu arbeiten. Beides braucht Erfahrung und will geübt werden.

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Notlösung: Auswertung des Test­films mit Hand­belichtungs­messer

Für eine schnelle Überprüfung der Messreihe muss man nicht zwingend erst seine Dunkel­kammer aufbauen. Es geht auch mit einem Hand­belichtungs­messer als Densito­meter-Ersatz. Voraus­setzung dafür ist, dass dieser auf 0,1 EV genau anzeigt, ent­sprechend einem Dichte­sprung von ΔD=0,03. Besonders wichtig für repro­duzier­bare Mes­sungen ist eine defi­nierte und immer konstante Beleuch­tung. Dazu legt man idealer­weise das Negativ auf eine Leucht­platte und setzt das Mess­fenster des Belich­tungs­messers direkt auf das Negativ auf. Diese Methode entspricht nahezu ideal einer diffusen Beleuch­tung wie bei einem Trans­missions-Densito­meter. Abweichungen stelle ich nur im Rahmen der genannten Anzeigegenauigkeit von 0,1 EV bzw. 0,03 ΔD fest. Man muss kleine Ungenauig­keiten vor allem im für die Empfindlich­keit interes­santen Fuß­bereich der Dichte­kurve hinnehmen.

ACHTUNG: Ich habe auch getestet, ob ein weiß aufleuch­tender PC-Monitor als Hinter­grund taugt. Bei aktuellen Bild­schirmen mit LED-Hinter­grund­beleuch­tung hatte ich leider recht große Streuungen. Diese LED-Ausleuch­tung ist über die Bild­schirm­fläche nicht ausreichend konstant und dazu noch stark vom Blick­winkel abhängig. Monitore, die die Hellig­keit an die Umge­bung anpassen, sind als Licht­quelle völlig unge­eignet.

Man misst wieder den unbelichteten Filmanfang (EVa-Wert notieren) und die EV-Werte aller neun Test­belichtungen. Die Dichte DBeli berechne ich mit folgender Formel:
DBeli = (EVaEV) × 0,3
mit EVa = Wert für den unbe­lichteten Filmanfang,
EV = Mess­werte der Test­belich­tungen,
0,3 ≈ log(2)

Die so ermittelten Dichte- und γ-Werte nähern Mes­sungen mit einem Norm-Densito­meter ausreichend gut an. Mein Ziel ist immer die komplett analoge Prozess­kette. Für die Verwen­dung in der Dunkel­kammer (siehe: →optimaler Negativkontrast) müssen die Mess­werte dann noch mit einem Faktor X auf die abwei­chende Beleuchtung bei der Projek­tion der Test­negative im Vergrößerer umge­rechnet werden:
DProj = DBeli × X
Die indivi­duelle Umrechnung für meinen Dunco-Vergrößerer, meinen RHD-Analyser und meinen Belich­tungs­messer ergibt z.B. X = 1,07.

Der zusätzliche Faktor X für ist zur Korrektur notwendig, damit die mit einem Trans­missions-Densito­meter oder wie hier beschrieben mit einem Hand­belichtungs­messer ermit­telten Werte mit den Dichte­werten auf dem Grundbrett meines Vergrößerers (Dunco II-66 VC) bei mittleren Dichten ungefähr überein­stimmen. Maßgebend ist letzt­endlich nur die Dichte, die das auf dem Grundbrett liegende Foto­papier sieht. Die Ursache für unter­schiedliche Mess­werte liegt am →Callier-Effekt dieser beiden Mess­methoden und an dem Streulicht der Beleuch­tungs­ein­richtung meines Dunco-Ver­größe­rungs­gerätes, eine ähnliche Misch­konstruk­tion wie die Kaiser-Geräte mit Diffusor und Kondensor. Jede nicht ideal diffuse Beleuch­tung verstärkt den Kontrast und man muss diesen Kor­rektur­faktor daran anpassen. Wer keine Leuchtplatte hat, kann alter­nativ mit dem Negativ direkt vor dem Mess­fenster des Hand­belich­tungs­messers gegen ein weißes Blatt Papier oder gegen eine gleich­mäßig beleuch­tete farb­neutrale Wand messen. Bei diesen Messungen wird der Umrech­nungs­faktor X ein anderer sein.

Mit einem Labor­belichtungs­messer kann man diesen Umrech­nungs­faktor X für den eigenen Vergrößerer einfach ermitteln. Zunächst ermittelt man die unkor­rigier­ten Dichten (DBeli) der Mess­reihe mit dem Hand­belich­tungs­messer. Diese Messwerte sollten mit den Messungen eines richtigen Densitometers ausreichend gut übereinstimmen. Dann legt man dieselben Test­negative in die Bild­bühne ein und misst mit dem Labor­belich­tungs­messer die Dichten der Pro­jektion auf dem Grund­brett (DProj). Der indi­vidu­elle Umrech­nungs­faktor ist X = DProj/DBeli.

Leider gibt es zu viele schwer erfass­bare Einfluss­größen, die sich nicht in einen einzigen, pauschalen Faktor packen lassen. Ich empfehle für den Faktor X den Mittel­wert mehrerer Mes­sungen an Test­negativen mittlerer Dichten (z.B. Zonen III-VII).

Anmerkung: Callier­faktor

Der Callierfaktor Q ist in der Fach­litera­tur wie folgt defi­niert:
Q = [gemessene Dichte] / [Dichte in ideal diffusem Licht]
Nach einer Veröffentlichung von Richard J. Henry “Controls in Black-and-White Photography” beträgt der typische Callier­faktor bei reinen Diffusor­vergrößerern Q=1,05, bei Kondensor­geräten Q=1,26 und bei Punktlicht Q=1,39. Bei ideal diffuser Beleuch­tung mittels Ulbricht­kugel beträgt dieser Faktor genau 1. Eine einfache Rechnung ergibt, dass ein Negativ für ein Dif­fusor­gerät um 20% höhere Dichte- und γ-Werte braucht als in einem alten Konden­sor­ver­größerer.

Mein Heiland Densito­meter sollte eine solche ideale Beleuch­tung gut annähern. Ein ausrei­chend genauer Ersatz sind die oben beschrie­benen Mes­sungen mit Leucht­platte und Hand­belich­tungs­messer. Ich kann damit den Callier­faktor für meinen Dunco-Vergrößerer bei mittleren Dichten (Zonen IV-VI) zu etwa Q=1,07 ermitteln. Eine solche Umrechnung mit einem einfachen Faktor kann immer nur eine grobe Näherung sein. Zum Beispiel geht dieser Umrech­nungs­faktor für geringe Negativ­dichten gegen 1,0, was für einen Film­träger mit wenig oder ganz ohne Silber­körner nicht anders zu erwarten war. Bei einer sehr hohen Negativ­dichte D=2,0 liegt er für meinen Dunco-Vergrößerer bei 1,13. Leider ist der Zusam­men­hang mit der Dichte nicht linear, und die Dichte ist nicht die einzige Ein­fluss­größe. Der tat­säch­lich wirk­same Callier­faktor ist abhängig von Beleuch­tungs­ein­richtung (Diffusor oder Kondensor), Objektiv­blende (genauer: Apertur), Film­dichte und Korn­größe. Bei C41-Negativ­filmen werden die Silber­körner durch das Bleich­bad entfernt und es gilt immer Q→1, wie z.B. beim Ilford XP2. Die genannten Einflüsse auf Kontrast und Dichte­werte des Pro­jek­tions­bilds sind in diesem Fall ver­nach­lässig­bar.

Fazit: Die Dichtemessung an einem silberhaltigen SW-Film ist alles andere als einfach, da dieser Callierfaktor jede Art von Messung verfälscht, außer bei ideal diffuser Beleuchtung mit Q=1. Trans­missions-Densito­meter arbeiten nach Norm mit diffusem Licht und zeigen grund­sätzlich geringere Film­dichten an, als man mit einem Labor­belich­tungs­messer auf dem Grund­brett messen kann. Man kann also mit einem solchen Densito­meter repro­duzier­bare Norm-Dichte­werte messen, die z.B. für eine Ermitt­lung der →ISO-Film­empfind­lich­keit vorge­schrieben sind. Es ist auch praktisch, dass man das ohne Ver­größerungs­gerät und Dunkel­kammer schnell am Schreib­tisch erledigen kann. Eine exakte Umrech­nung von gemes­senen Norm­dichten und γ-Werten auf Bedingungen, die für die Dunkel­kammer­arbeit relevant sind, ist eigentlich unmöglich. Für einen halbwegs taug­lichen Korrektur­faktor könnte man sich an Negativen mit mittlerer Korn­größe und Dichte (etwa →Zone V) orien­tieren. Bei Dichte­messungen mit dem Labor­belichtungs­messer auf dem Grund­brett sind dagegen alle indivi­duellen Ein­flüsse unmittel­bar berück­sichtigt.

Als Folge des Callier­faktors sind Kontakt­abzüge von Silber-haltigen Filmen auch stets kontrast­reicher als Ver­größe­rungen, und im Kontakt mit gerichtetem Licht belich­tete Grau­stufen­keile (z.B. von Stouffer) taugen deswegen nicht zum genauen Eintesten von Papier.

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Der zweite und dritte Testfilm

Dass die Hersteller­angaben auf Anhieb zu idealen Ergebnissen führen, wäre eher die Ausnahme. Meistens ist noch ein zweiter oder dritter Test­film erforderlich, dazu reicht der Restfilm in der Klein­bild­patrone. Falls die einge­stellte Film­empfindlich­keit beim ersten Versuch grob falsch war, kann das jetzt auch schon ungefähr korrigiert werden. Wichtiger ist, dass man sich jetzt an eine Entwicklungs­zeit heran­tastet, die zu idealen Negativ­kontrasten führt. Mein Excel-Programm gibt eine Empfehlung für die korri­gierte Entwick­lungs­zeit aus. Da jede Film-Entwickler-Kombi­nation anders reagiert, kann das nur eine grobe Empfehlung sein. Mit dieser Vorgehens­weise sind aber selten mehr als drei Probe-Film­streifen notwendig.

Wenn der zweite Versuch bereits passt, kann man mit dem dritten Testfilm mit Belichtungs­stufen -5 bis +3 (Zonen 0 bis VIII) einen Push-Versuch wagen. Dazu entwickelt man absichtlich 50% länger und erhöht bei der Dichte-Auswertung mit meinem Programm die Film­empfind­lich­keit so weit, bis sich für Zone V dieselbe Dichte ergibt, wie bei Normal­entwicklung. Natürlich hat man dann leere Schatten und ausge­fressene Lichter, nur die bild­wichtigen Mittel­töne passen. Daher nenne ich das etwas lästerlich →„Pushpfusch“. Damit werden jedoch Aufnahmen möglich, auf die man sonst hätte verzichten müssen.

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Geht das mit einem Aufsichtsgraukeil nicht viel schneller?

Im Fachhandel gibt es Aufsichts­graukeile mit mehr oder weniger exakt in ΔD=0,15 abgestuften Grau­flächen. Wenn man diesen Grau­keil abfotografiert, könnte man die oben empfohlene Test­aufnahmen­reihe durch eine einzige Aufnahme ersetzen. Diese enthält dann die Grau­stufen über alle Zonen hinweg.

Das erste Problem dabei ist die Belichtungs­messung. Eine Integral­messung auf den gesamten Auf­sichts­grau­keil ist völlig sinnlos. Eine Messung auf eine Grau­tafel ist auch nicht sinnvoll, da entgegen allen Gerüchten kein Belichtungs­messer auf dieses 18%-Grau kalibriert ist (siehe meine →Anmer­kungen zur Grau­karte). Leider kann ich keinen einfachen Tipp geben, was man statt­dessen anmessen soll (außer mit einem hoch­wertigen Spot­messer ein mittleres Grau­feld, das danach der Zone V entsprechen muss). Eine Bestimmung der Filmempfindlichkeit wird auf diesem Weg also schwierig.
Das zweite Problem mit Auf­sichts­grau­keilen ist, dass das Ergebnis stark von der Beleuchtung abhängig ist. Meine Erfahrungen damit sind eher schlechte. Eine Fläche mit Tages­licht einheitlich diffus und ohne Reflexionen und jederzeit repro­duzier­bar auszu­leuchten, ist eine Heraus­forderung, die ordentlich Aufwand erfordert.

Fazit: Graukarten und Aufsichts­grau­keile sind in der SW-Foto­grafie absolut über­flüssig. Nützlich sind sie nur für den, der sie verkauft.

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Unterschied Kleinbildfilm - Rollfilm

Die Emulsion ist bei 135er Klein­bild­film und 120er Roll­film wohl immer dieselbe. Trotz­dem gibt es deutliche Unter­schiede bei Material und Dicke des Trägers, sowie im Licht­hof­schutz. Der letztere wird bei Rollfilm auch durch die schwarze Seite des Rück­papiers gewähr­leistet. Dafür ist das Träger­material meist trans­parenter. Bei der Entwicklung ist die Verwirbe­lung beim Kippen aufgrund unter­schied­licher Film­breiten nicht identisch. Daher kann man die Ergebnisse aus dem Ein­testen von KB-Film nicht immer 1:1 auf Roll­film über­tragen. Man muss das aus­probieren. Bei den relativ engen Windungen meiner 1500er-Jobo-Spiralen braucht Rollfilm tendenziell länger, bis er denselben Kontrast hat wie ein gleich­artiger KB-Film. Den Ilford Delta 100 muss ich als Roll­film in Xtol 1+1 gar um 40%(!) länger entwickeln. Ähnliche Erfahrungen wurden neulich erst im amerikanischen photrio-Forum diskutiert. Die Unterschiede beim TMax400 liegen bei mir eher im normalen Streu­bereich, d.h. sie sind vernach­lässigbar. Warum das so ist? Keine Ahnung! Fotochemie enthält eben auch ein bisschen Voodoo.

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Und was hat man jetzt davon?

Filme einzutesten ist nichts Kreatives, sondern eher etwas für einen verregneten Sonntag­nach­mittag. Dadurch allein macht man noch keine besseren Bilder, aber der technische Ausschuss und der damit verbundene Frust wird schnell weniger. Man muss das ja nicht ständig neu machen, sondern für jede Film-Entwickler-Kombination nur einmal. Und Sie wissen ja: Ich empfehle 2 gute Filme und 1 bewährten Standard­entwickler, das sind dann zwei Regen-Sonntage. Für einen 400er Film kann man dann noch eine Push-Entwicklung eintesten, falls man tatsächlich einmal meint, das nötig zu haben (für Bühne, Street, ...). Der Aufwand dafür ist gering, je Kombination maximal 3 Stunden, 1 KB-Film und etwas Chemie. Danach kennt man aber seinen Film. Man kann dann z.B. auf bildwichtige Schatten messen und die Belichtungs­messer­anzeige gezielt korrigieren. Oder man kann die Entwicklungs­zeit gezielt verändern, wenn man den Film über­wiegend in der prallen Sonne (dann kürzer) oder bei bedecktem Himmel (dann länger) verknipst hat. Mit Einschränkungen ist das →Zonensystem von Ansel Adams auf diese Weise auch auf die Fotografie mit 12-er Rollfilm oder sogar 36-er Kleinbild­film anwendbar. Vor allem hat man nach einiger Eintesterei verstanden, wie die Fotografie mit Film funktioniert, und warum eine Belichtungs­automatik in der Kamera (womöglich noch mit von der DX-Patrone abgelesener Film­empfindlich­keit) nicht immer ein befriedigendes Ergebnis bringt.

Noch eine Warnung zum Schluss: Trotz aller Präzision bei der Film­entwicklung muss man mit Streuungen rechnen. Auch ein Qualitäts-Negativfilm hat Streuungen von einer zur nächsten Fertigungs­charge. Ob man also statt des exakten Ziel-Gammawerts mit dem aktuellen Film 0,05 darüber oder darunter landet, kann man problemlos bei der Erstellung der Vergrößerungen ausgleichen. Nur gegen Unter­belichtung kann man gar nichts machen. Daher noch einmal mein auch an anderer Stelle genannter Tipp: Negativ­film im Zweifels­fall nie zu knapp belichten! Oder anders ausge­drückt: Du sollt den Film nicht →pushen, denn dabei verstößt man gegen alle Regeln!

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Copyright © 2009-, Dr. Manfred Anzinger, Augsburg
Stand: , wird gelegentlich korrigiert und bei neuen Ideen fortgesetzt.