Mit Fotografie beschäftige ich mich schon seit meiner Jugendzeit. Nach ersten unbefriedigenden Erfahrungen mit Vaters altem →Klappfalter und Belichtungstabelle auf der Filmschachtel habe ich mir mit dem Geld aus einem Schüler-Ferienjob eine Pentax Spotmatik II geleistet. Der Einstieg in die Selbstverarbeitung von Schwarzweißfilmen inkl. Vergrößerungsgerät kam dann prompt einen Ferienjob später.
Nach etlichen Jahren Fotoabstinenz, immer mit einem Kleinkind auf den Schultern, folgte ab 2000 ein kurzer, teurer Ausflug in die Digitalknipserei. Mit 3 Megapixeln, 8 MB Compactflash-Karte (für ca. 24 JPEGs) und Epson-Drucker war ich davon überzeugt, dass man als Amateur mehr eigentlich nicht braucht. Für optimal scharfe Ausdrucke auf DIN A4 hat das ausgereicht. Ich frage mich daher immer wieder: Was machen heute die vielen Leute alle mit ihren 24MP-Bildern? Ausgerechnet manche Smartphone-Hersteller werben schamlos mit dreistelligen Megapixelzahlen und Phantasie-Zoomstufen.
Seit 2004 bin ich wieder reumütig zu meinem Schwarzweiß-Laborhobby zurückgekehrt, habe mich auf 1 Film und 1 Entwickler konzentriert statt wild herumzuprobieren, und habe meine Prozessschritte dokumentiert. Das war dann gleichzeitig auch der Beginn dieser Internetseiten. Seit meinen ersten Anfängen haben sich die Randbedingungen durch den Boom der Digitalfotografie natürlich geändert. Einige Firmen existieren gar nicht mehr (z.B. Agfa), einige haben ihren analogen Geschäftsbereich fast (z.B. Fuji) oder ganz (z.B. Durst) aufgegeben, einige existieren nur noch als armseliger Torso eines früheren Imperiums (z.B. Kodak), dafür haben andere den Wandel unbeschadet überstanden (z.B. Ilford). Eventuell entstandene Marktlücken konnten bisher durch kleine flexible Anbieter (z.B. Adox/Fotoimpex) wieder geschlossen werden. Analoge Schwarzweißfotografie hat sich als Nischenmarkt etabliert, der seit dem absoluten Tiefpunkt 2007/2008 wieder kontinuierlich wächst. In der c't Fotografie-Zeitschrift 1/2018 und in ColorFoto 12/2019 haben sie diesem Analog-Trend sogar ein Titelthema gewidmet. Diese umfangreichen und inhaltlich seichten Beiträge enthalten aus meiner Sicht keine brauchbaren Tipps, aber sie belegen, dass da ein zarter Aufschwung stattfindet. Die Berliner Zeitung (vom 19. März 2018) toppt das noch mit der Schlagzeile „Digital ist für alte Leute”! Auch Fernsehen und Rundfunk haben Analog als neuen Trend bereits entdeckt.
Der Filmmarkt scheint mit ordentlichen Steigerungsraten mittlerweile wieder profitabel zu sein. Es ist sogar noch Platz für neue SW-Filme (Kentmere schon seit 2009) oder für Neuauflagen alter, bewährter Filme von Ferrania, Agfa-Gevaert, Orwo, Efke wie z.B. Ferrania P30/P33, JCH StreetPan400, Bergger Panchro400 und Adox CHS100 II. Bei Ferrania, Foma und Ilford sind auch die alten Ortho-Filme wieder im Programm. Bereits totgesagtes Material wird in altbewährter Qualität wieder neu aufgelegt, wie von Adox die Multicontrast-Papiere (leider schon wieder eingestellt) oder die Kodak-Filme TMax P3200 und Ektachrome 100 (letzterer sogar für Super‑8). Von Ilford kam 2019 als Überraschung für die analoge Fotowelt ein verbessertes Multigrade-Papier. In einer Pressemitteilung schreibt Ilford 2024, dass ein “multi-million-pound” Investment die Fertigungskapazität von KB-Film mehr als verdoppeln wird. Derzeit vergeht kaum ein Monat, in dem nicht etwas Neues ankündigt wird, und das nicht nur von Umverpackern. Bitte fragen Sie danach nicht im Fotogeschäft um die Ecke (das es sowieso nicht mehr gibt), aber der einschlägige →Versandhandel hat das alles auf Lager, neben Schwarzweiß natürlich auch Farbfilme.
Warum noch Film, wenn es digital so einfach geht?
Ein PC ist kein Ersatz für mein Fotolaborhobby, auf das ich nicht verzichten möchte. Der Zeitaufwand für ein gutes(!) digitales Bild ist nicht geringer als auf analogem Weg. Diese frühere Vermutung hat sich nach den ersten Erfahrungen mit Digitalkamera und Bildbearbeitung bestätigt. Der Reiz des Neuen ist daher schon längst wieder abgeflaut, und die analogen Kameras sind mir immer noch lieber. Wenn ich einen Adox CMS20 in eine 50 Jahre alte Kamera einlege, habe ich zumindest theoretisch Vollformat mit mehr als 100 Megapixeln. Soviel braucht weltweit kein Hobbyfotograf, mal abgesehen von den technikverliebten Pixelzählern. (Achtung: Der CMS20 ist ein Spezialfilm, für Alltagsfotografie eher ungeeignet.)
Vor allem gibt es mit den anfallenden Gigabytes massive Archivierungsprobleme! Was haben meine Kinder davon, wenn sie in 30 Jahren eine CD/DVD/Blu-Ray Disk/USB-Festplatte etc. auf dem Dachboden finden, auf der draufsteht „Urlaub 2010“? Selbst wenn man nach dem x-ten Umkopieren auf immer höhere Festplattenkapazitäten noch auf die alten Bilddateien zugreifen kann: Wer hat sein Digitalarchiv so im Griff, dass er unter den Hunderttausenden von nicht gelöschten Knipsbildern noch die richtige Datei findet? (Ich komme analog schon auf etwa 25000 Negative.) Ich bin damit zufrieden, dass ich von meinen ersten, uralten Negativen immer noch einwandfreie Abzüge machen kann. Ich habe auch ein (natürlich analoges) System, diese →Negative zu finden. Dafür benötige ich keine ausgefeilte und teure Backup-Strategie, die ich nach meiner langjährigen EDV-Erfahrung für zwingend notwendig halte. Ich bin auch so altmodisch, dass ein richtiges Foto eine Qualität haben muss, dass man es mit etwas Stolz an die Wand hängen kann. Die restlichen 99 % dürfen gerne auf irgendeiner Festplatte im digitalen Nirwana verschwinden. Einen gravierenden Nachteil alter Analogtechnik möchte ich nicht verschweigen: Ein Fotolabor einzurichten, braucht oft etwas Improvisationstalent, und mein über viele Jahre angewachsenes Archiv benötigt Platz im Regal.
Nein, ich bin kein Analog-Fundamentalist! Natürlich ist es eine unbestrittene Tatsache, dass der Vorsprung der Digitaltechnik von Jahr zu Jahr größer wird. Mittlerweile gibt es für zahlungskräftige Kundschaft auch reichlich Auswahl an Vollformat und an digitalem Mittelformat. Das ist für mich alles kein Problem: Die Fotografie auf Film und die Ausarbeitung im Labor sind einfach Gegenpole zu meinem vom Computer geprägten Beruf. Daher habe ich etwas Zeit und wenig Geld investiert, meine Prozesse ordentlich kalibriert (siehe →Belichtungsmessung, →Filme eintesten, →Papier eintesten), die Ergebnisse und Erfahrungen dokumentiert, und es macht jetzt mehr Spaß als je zuvor!
Als Professor ist es unter anderem mein Job, komplizierte Sachverhalte zu erklären und jungen Leuten etwas beizubringen. Das kann ich natürlich auch bei meinem Hobby nicht bleiben lassen. Nicht dass das Fotolabor etwas fürchterlich Kompliziertes wäre! Aber in der heutigen digital verseuchten Welt trifft man nicht so leicht auf Gleichgesinnte, die man eben schnell mal etwas fragen könnte. Daher habe ich versucht, die wichtigsten und immer wieder von Anfängern und Wiedereinsteigern gestellten Fragen zusammenzustellen und auch gleich zu beantworten, siehe → Schwarzweiß-FAQ (Frequently Asked Questions).
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